Donnerstag, 28. Juli 2011

Konzert-Bericht: Negative 22.07.2011

Schlechte Aussichten sehen anders aus

Passender hätte ich den Titel des folgenden Textes wohl nicht wählen können. Immerhin trifft er in vielen Fällen zu, wenn man das Konzert der Finnischen Band Negative betrachtet.

Die Show fand, wie so viele Sommerkonzerte, unter freiem Himmel auf dem Tamperer Marktplatz statt. Gab es einen Tag zuvor noch Blitz und Donner, gepaart mit Regenschauern und düsteren Wolken, so zeigte sich der Sommer an diesem Freitag, den 22. von seiner besten Seite.
Vielleicht sogar schon etwas zu überheblich knackte er die Dreizig Grad Marke locker, was natürlich die Menschen vor der Bühne schon von vorn herein ordentlich in Schwitzen brachte.
Naja, lieber etwas Schweiss, als vom Blitz erschlagen zu werden oder?
Die Wetteraussichten für den Gig waren also mehr als perfekt und auch das Publikum, welches sich zahlreich auf dem Marktplatz versammelt hatte, enttäuschte die Band mit Sicherheit nicht.

Um 20.15 Uhr sollte es eigentlich los gehen, aber da bereits die vorherigen Bands (Matthau Mikojan, Flinch) zu spät starteten, verzögerte sich auch hier der Begin um etwa 20 Minuten.

Was jetzt folgt, wird jedoch für euch keine Rezension im herkömmlichen Sinne sein, denn ich befand mich weder unter den direkten Zuschauern, noch bin auf dem neusten Stand der Dinge, was die Bandangelegenheiten angeht.
Zu letzterem muss man erwähnen, dass erst vor kurzem Gitarrist Larry Love die Band verlassen hat. Diese stand nun, da dieser Posten lediglich von ihm bestezt war, ganz ohne Gitarrenunterstützung da.
Ersatz wurde jedoch, wie sollte es auch anders sein, gefunden.

Aber natürlich staunte ich erst einmal als ein mir unbekannter Herr die Bühne betrat.
Ich sah, muss ich dazu noch erwähnen, die Band jedoch das letzte Mal vor drei Jahren live, von daher war ich immer noch an das alte Bild gewöhnt.
Dass allesamt jedoch ziemlich gealtert und gereift sind in der Zeit, war ja abzusehen und auch, dass es folglich eine Änderung in der Bandzusammensetzung gäben müsse, war klar.
Da stand er nun, der 'Neue'. Nicht gross, nicht klein, schwarzes mittellanges Haar, unauffälliges Gesicht. Alles in allem ein ziemlich einfacher Kerl, der dennoch optisch gut in die Gruppe passte.
Was sein Können an der Gitarre angeht, so ist dies das direkte Gegenteil seines Äusseren. Auffällig, schwungvoll und energiegeladen. Kurz: Der Kerl hat es drauf.
Bereits nach zwei Songs hatte er mich mit leichtigkeit überzeugt. Also grossen Respekt an ihn, dessen Name mir leider immer noch unbekannt ist.
Er schaffte es den Songs wieder den nötigen Rock zu verleihen, der mir in ihren letzten Stücken und seit dem Wegfall der zwei Gitarren-Formation fehlte.

Stimmlich lief beim Gig alles super. Jonne überzeugte wie eigentlich immer, setzte jedoch, bis auf den Solo-Teil der Ballade 'Jealous Sky' keine besonderen Akzente. Sagen wir es mal so, die Show wurde im wahrsten Sinne des Wortes gut über die Bühne gebracht.
Auch die anderen Bandmitglieder leisteten sich keine Fehler, spielten routiniert und überzeugend ihre Instrumente und alles zusammen klang wirklich gut. Aber so wirklich vom Hocker gehauen hat es mich nicht. Es fehlte ein wenig der Pepp, den ich von früheren Gigs her kannte.
Naja, vielleicht liegt ja auch das am Alter. Da wird man ja bekanntlich ruhiger.

Ebenfalls musikalisch wurde alles geboten. Die Setlist war bunt zusammen gewürfelt, so dass sie sogar mich mit ihren alten Stücken glücklich überraschten. Von jedem Album war etwas dabei, von den Anfängen bis hin zum aktuellsten Material. Zwar war die Wahl der Songs nicht immer die best möglichste, aber dennoch auch nicht die schlechteste.
Dank des neuen Gitarristen oder aber auch, weil ihnen gerade danach war, klangen die Songs bei weitem rockiger, als bislang vernommen. Allerdings ist wirklich jede Nummer immer noch arg Keyboard-lastig, was vor allem den Song 'Won't let go' alles andere als gut tut. So erinnert mich der starke Keyboard-Sound doch eher an vergangene Jahrzehnte, jedoch auf unangenehme Art und Weise.


Um noch mal auf den Titel meines Beitrages zurückzugreifen und endlich Aufklärung zu liefern, muss ich wohl erwähnen, dass ich das Konzert mal aus einer anderen Perspektive betrachtet hatte. Ich sass sogesehen hinter der Bühne und schaute von hinten auf die Menge und naja, sagen wir es so, von der Band konnte ich lediglich die Hinterteile begutachten.
Zum einen war es mir zu heiss, die Menschenmenge war für meinen Geschmack zu gross und ausserdem bin ich kein grosser Freund mehr von Fanansammlungen.
Ich muss jetzt jedoch sagen, dass der Blickwinkel mal äusserst interessant war. Man konnte quasi sehen, was die Jungs auf der Bühne zu sehen bekommen. Wurde gejubelt, mitgeschunkelt, geklatscht oder andere Band-Publikum-Spielchen gemacht, so konnte man es mal von aussen sehen, anstatt mittendrin zu sein.
Und in dem Sinne ist es unglaublich witzig zu sehen, wie sich das Publikum so benimmt und wer sich eigentlich darin befindet. Neben den gewöhnlichen Teenagern und jungen Erwachsenen, gab es kleine Kinder mit Mami und Papi, ebenfalls jedoch auch ältere Herrschaften, die zum Teil mehr Stimmung machten, als die erste Reihe Fans.
Faszinierend.

Ich kann demnach nur jeden raten, einmal einen Blick aus dieser Perspektive zu riskieren, es sieht wirklich toll aus.
Vor allem, wenn man dann bei solch einer Hitze nicht von anderen schwitzenden Menschen angehüpft und durch die Gegend geschubst wird, sondern in Ruhe auf seinem Platz hocken kann und frische Luft bekommt.

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