Freitag, 3. Dezember 2010

Review: Hardcore Superstar - Split your Lip

Hardcore Superstar


"Split your Lip"
VÖ: 26.11.2010
Nuclear Blast/Riot! Entertainment

 Werden die Jungs alt?
Definitiv nicht!
Der Einstieg in "Split your Lip" (VÖ: 26. November 2010) betont wieder einmal, dass die Band einfach zum Rocken geboren wurde.
Beginnend mit einer Art glamourösem Song, welches von den bösen, dominaten Anführer-Mädchen erzählt, die Hintern kicken, genannt "Sadistic Girls".
Der erste Eindruck des Songs mag die Hörer zu dem Gedanken verleiten, dass die Jungs etwas weicher geworden sind. Aber lasst euch nicht vom Midtempo-Rhythmus blenden. Der Anfang des Songs ist perfekt, wie der Beginn einer grossen Bühnenshow mit Trommelwirbel, inszeniert. Nur der Klang eines explodierenen Feuerwerks fehlt noch um einen richtig energischen Start hinzulegen.

Der zweite Titel "Guestlist" fängt mit einem finnischsprachigen Monolog an.
Natürlich haben all diese Songs den typischen Hardcore Superstar Klang, ein starker Rhythmus vom Schlagzeug ausgehend, leitet und definiert den Aufbau der Melodie.
Viele werden sagen, dass dieses Material sich nicht viel von dem vorherig veröffentlichem unterscheidet und auf eine Art haben sie Recht. Doch es ist nun mal das Markenzeichen der Band, ihr einzigartiger Sound, dem sie selbstverständlich treu bleiben.
Es geht schliesslich um den Wiedererkennungswert.

Leider muss gesagt werden, dass sich der zweite Song nicht sehr vom ersten unterscheidet. Es ist ein Stück, dass einen in gute Laune versetzt und bei dem man sich fragt: 'Wer zur Hölle bist du, nehm dich nicht so wichtig - Ich kenn dich nicht einmal.'
Müssen sich die Finnen nun Sorgen machen, da sich jemand zu Anfang des Songs in ihrer Sprache auslässt?
Jedenfalls ist dieses Stück zum Tanzen gemacht.

Nach dem ersten Hören kommen wir nun zu Song Nummer Drei "Last call for alcohol", meinem bisherigen Highlight der Platte.
Die Melodie ist signifikant, voller Kraft und schreit aus jeder einzelnen Kompente, aus der sie besteht: Ich will betrunken werden, es kümmert mich nicht, gib mir nur den Alkohol, JETZT!
Es wirkt etwas wie ein weitverbreitetes Klischee, dass Rockbands immer über Alkohol singen müssen und wie sie damit über ihre Depressionen hinwegkommen.
Ein Leitmotiv, welches in dem Fall ziemlich gut funktioniert.

Ein besonderes Augenmerk richten wir nun auf die nächste Nummer "Split your Lip", welche dem Album seinen Namen gibt. Interessanter Anfang, bei dem eine gewissen Spannung beim Wechsel von Schlagzeug zu den Pausen und zurück erschaffen wird und dadurch den eigentlich Song heraufbeschwört.
Mit dem Gebrauch des Basses verbinde ich ein paar Metal-Elemente. Es wächst in ein sehr melodisch anspruchvolles Arrangement. Die dunklen Töne der Gitarre, vereint mit dem metal-inspirierten Bass geben diesem Lied eine leicht härtere Spur als seinen Vorgängern.

"Moonshine" war die erste verfügbare Single im Netz, die die Vorfreude der Fans anstacheln sollte. Ich war beim anfänglichen Hören nicht sehr überzeugt von ihr. Der Beginn klingt als hätte die Band mit der Italienischen Candle-Light Dinner Melodie einer Pizza Werbung herumgealbert, was zur Ironie des Textes passt.
"Don't talk about moonshine, don't talk about white wine" (zu Deutsch: "Rede nicht über Mondlicht, rede nicht über Weisswein") bishin zu einer Nachricht wie: "You make me sick." (zu Deutsch: "Du machst mich krank.").
Die Melodie benötigt eine Eingewöhnungszeit; kein Song für Jedermann.

"Here comes that sick bitch" ist ebenfalls ein Highlight, jedoch nicht so wie "Last call for Alcohol". Es ist im Grunde nur mit einer Akustikgitarre aufgenommen worden und übermittelt eine Menge Gefühl, da die Aufmerksamkeit auf Jocke's Stimme gerichtet ist, die in dem Sinne sehr stark hervorkommt.
Ein Stück, dass definitiv ins Herz und gleichfalls ins Ohr geht, obwohl es ein wenig die Ohrwurm-Melodie, wie man sie zum Beispiel von "Shame" - einem Lied, dass dafür bekannt ist, als Akustikversion performt zu werden - her kennt, vermissen lässt.

Für mich erscheint der 7. Song "What did I do?" beim ersten Abspielen etwas lahm. Die Tonreihe erscheint etwas eingefroren, der Song klebt zäh in seiner Tonfolge und das Shouting scheint deplatziert.
Es ist keine schlechte Nummer, aber scheinbar wurde es aus älteren Tracks zusammengemanscht.

Lasst uns mit denen weitermachen, die auf der Playlist noch übrig sind.
"Bully" hat eine gute Einführung, wird jedoch zum Ende hin lahmer. Die Verse sind schön hervorgehoben und der Wortfluss passt perfekt zur Melodie, welche ihn unterstreicht.
Er könnte sich als guter Live-Song herausstellen, welcher zum Headbangen animiert.

"Won't go to heaven" betont den schmetternden Effekt der Stimme des Sängers. Das Lied ist erweckend, nach den eher mittelmässigen Qualität der bisherigen Nummern. Es ist voller Energie, wirkt anfeuernd und zeigt absolute Partystimmung.

Der darauffolgende Song rät definitiv etwas anderes als ein "Honeymoon" (z.D.: Flitterwochen). Der Start ist ein wenig irritierend und besteht aus etwas, was man eher Krach als Rhythmus nennt.
Jedoch ist der Track mal etwas anders, erreicht diverse Tonhöhen und macht die Sache interessanter. Nachdem man bei vorherigen Song geweckt wurde, wird einen dieses Stück defintiv wach und dabei halten.

Doch jetzt, wo man sich endlich ins Album eingefunden hat, ist es fast schon vorbei. Es ist nun Zeit um 'Zu deiner Mama zu rennen' (Originaltitel: "Run to your Mama"). Nun folgt eine sehr beeindruckende Ballade, die ohne Frage mit legendären Songs wie "Shame" oder "Standing on the verge" mithalten kann.
In jedem Falle die beste Nummer dieser Kreation. Drama, eine wiedererkennbare Melodie, ein überwältigendes Klavier und Streicher beinhaltend - eine unglaublich gute Komposition, die aufzeigt, dass die Stimme des Frontmannes eine solche tiefgreifende Kostprobe performen kann.

Die Platte im ganzen könnte Probleme damit haben, genau so beliebt zu sein wie ihr Vorgänger "Beg for it" (VÖ: 2. Juni 2009), da sie die ein oder andere wirklich bedeutende Ohrwurm-Melodie vermissen lässt.
Auch wenn die Lieder und der Geist immer noch purer Rock sind, so kommt der Eindruck auf, dass ihre Energie etwas nachgelassen hat.
Allerdings werden diejenigen, die keine grossen Entwicklungen erwarten, zufrieden sein und ihre Lieblingssongs darauf entdecken.

Es lohnt jedoch auf jeden Fall die CD zu kaufen, denn andernfalls wird die Band eure Lippe aufschlitzen ("Split your Lip"), vermute ich!


© PinkBambi
Übers: LahjaDea


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