Montag, 23. August 2010

Artikel: Black Jesus


Musiker - Ein Beruf ohne Zukunft ... ?

...wenn man sich den Proberaum von Black Jesus ansieht, kann dieser Eindruck durchaus entstehen.

Auf Drängen des Frontmanns Macceus befinden wir uns nach dem Interview am 29.08.2008 auf dem Irrweg eines Tamperer Aussenbezirks. Verwundert folgen wir dem enthusiastischen Sänger einen schmalen Weg entlang, versteckt zwischen umliegenden Wohnhäusern und der Tamperer Vorortwildnis passieren wir eine Bahnunterführung
und stehen drei Minuten später vor einem recht runtergekommenen Haus, das seine besten Zeiten offensichtlich auch schon eine Weile hinter sich hatte. Leicht schockiert stehen wir vor der weinroten Bruchbude, einziges Highlight die wunderschöne Aussicht auf die Näsijärvi-Bucht, die sicherlich zum Songschreiben inspiriert. Trotz des recht jämmerlichen Zustand des Gebäudes ist die Tür mit einem Hochsicherheitsschloss gesichert, so dass wir einige Augenblicke das Panorama wirken lassen konnten, während Macceus die Tür öffnete.
Als wir den ersten Schritt ins Gebäude tun, fröstelt es uns ein wenig. Es ist erschreckend kühl und finster drinnen. "Wir haben kein Licht, ich bin froh, dass wir überhaupt Strom haben.", erklärt uns Macceus schulterzuckend und hängt eine Neonleuchtröhre im nächsten Raum auf, während wir mit grossen ungläubigen Augen den Vorraum inspizieren.
"Da hat Christus sein ganzes Zeug abgestellt, der zieht doch gerade um.", gibt er uns die Antwort auf unser Nachhaken.

Abgestellt?


Das Chaos, das sich unserem Blickfeld bietet, lässt einen schon ein wenig am Ordnungssinn des Generals zweifeln. Dort liegen Kopftücher, Turnschuhe und anderer Kleinkram wild durcheinander gewürfelt ein paar Meter vom Eingang lieblos auf dem Boden.

Wir wagen uns vorsichtig in den 'Aufenthaltsraum' weiter. Auch dort bessert sich der Gesamteindruck nicht wirklich. Das vollgemüllte Sofa lädt nicht gerade zum gemütlichen Kaffeeplausch ein und auch die leeren Mikrowellenverpackungen schreien nach einer Putzfrau.

Die Wände improvisiert verziert mit Postern von bekannten Alt-Rockern wie Aerosmith und den Rolling Stones sollen das Zimmer wohl wohnlicher wirken lassen, doch das unheimliche gedämpfte Licht lässt die Gesichter auf den Hochglanzpostern wie bösartig verzogene Grimassen aussehen. Das einzige, was in dem Raum nennenswert ist, ist die riesige bestimmt 1,50 Meter hohe Anlage aus der uns während der Inspizierung die Musik finnischer in die Jahre gekommener Rockstars entgegenschallt. "Die sind eine meiner Lieblingsbands.", erzählt uns Macceus mit leuchtenden Augen und präsentiert uns stolz die dazugehörige Biographie in Buchform.

Amüsiert über seine euphorischen Gesten und Ausschweifungen streifen wir weiter durch das Haus. Stockfinster liegen die restlichen Räume der unteren Etage vor uns, nur hier und da dringt ein Lichtstrahl von draussen durch eine Ritze und gibt zumindest soviel Beleuchtung um Umrisse in den Zimmern zu erkennen. In einem davon befindet sich eine riesige Matratze. "Eine der Bands, mit der wir uns den Proberaum teilen, will wohl hier einziehen.", scherzt Macceus und lacht sein irres beängstigendes Lachen. Interessiert schauen wir uns noch ein wenig um, bevor wir nun doch leicht frierend die dunkle Stätte verlassen.
Ein wenig froh wieder Tageslicht zu sehen, plaudern wir noch kurz mit ihm und kommen dabei auf auch auf den Mietpreis zu sprechen. "Momentan zahlen wir noch nichts und demnächst vielleicht 10 Euro.", meint
Macceus und wir wenden uns wieder amüsiert

Christus' Fahrrad zu, das der Sänger uns schon am Anfang gezwungen hatte zu fotografieren.

So treten wir nun den Rückweg in die Stadt an - ein wenig verstört. Macceus bringt uns noch freundlicherweise zum Bus und Verabschiedet sich mit einer kurzen nettgemeinten Umarmung.


Nun hiess es: Zurück in die Zivilisation!

Und der Spruch: 'Ohne Moos nix los!' bekommt eine neue Bedeutung.
 

©PinkBambi

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